Der Jurasteig – Trailvergnügen pur

Mehrtagestouren mit dem Mountainbike nördlich der Alpen. Dass der Trailspaß dabei nicht zu kurz kommt, beweisen vier rundum spannende und abwechslungsreiche Tage auf den Spuren des Jurasteigs.

Warum immer in die Ferne reisen, wenn es doch auch in Bayern wunderbare Touren gibt? Das fragten sich Matthias und Korbinian Anfang 2016. Schnell war der Entschluss gefasst, ein verlängertes Wochenende im August auf dem Jurasteig zu verbringen.

Jurasteig? Auf welcher Trans-Germany-Route liegt denn der? Der Wanderweg „Jurasteig“ bietet auf einer Distanz von 220 Kilometern eine einzigartige Singletrail-Quote. Er befindet sich im Dreieck Ingolstadt-Regensburg-Nürnberg. In Zahlen bedeutet dies, sagenhafte 83% Singletrails, 11% Forstwege und 6% Straßen.

Bayerischer Jura bedeutet in erster Linie Flusstäler und Flusshochufer. Pah, wird sich da mancher denken. Dahinrollen auf einem Radweg entlang der Altmühl, Naab und Donau! Aber den Radler holt schnell die Wirklichkeit ein. Sägezahnprofil nennt es der Fachmann.

Aber nun erstmal von vorne:

Tag eins, Ankunft Vormittags in Kelheim. Das Wetter könnte besser sein. Aber zwei Berufstätige sind terminlich nicht so einfach unter einen Hut zu bringen. Und der zweite Tag verspricht ja trocken zu werden. Also schnell Mountainbikes ausladen, das Startfoto knipsen, die Navis auf dem Handy starten und los geht es durch die kleine Altstadt von Kelheim in Richtung Bad Abbach. Gemütlich eine Stunde Einrollen, so war es gedacht. Aber der Jurasteig zeigt uns ganz schnell seine raue Seite. Genau 1,5 km zeigt die Aufzeichnung an, und schon geht es so steil bergauf, dass die Räder geschoben werden wollen. 100 Höhenmeter und der erste Zahn von vielen weiteren der kupierten Strecke ist erklommen. Durchnässt von Regen und Schweiß werden wir jedoch belohnt. Ein Trail reiht sich an den nächsten, gefolgt von einer zehnminütigen Fahrt auf einem Forstweg, unterbrochen vom nächsten Trail. „Unfassbar“, „Wahnsinn“, „Wie Genial“ – derartige Adjektive kommen einem alle paar Meter in den Sinn. Das Highlight des ersten Tages kam am Nachmittag. Die Querung der Donau mit einer Seil-Fähre. Wir, zwei frierende Ingenieure in kurzen Hosen bei unterkühltem Sommerwetter, sind begeistert von der simplen Technik. Nach weiteren Trail-Kilometern geht es auf den Höhenzügen entlang der Naab zum Etappenziel des ersten Tages, der Klosterwirtschaft in Pielenhofen. Das wohl beste Abendessen aller Zeiten. Die nassen Schuhe mit Handtuch zu trocknen und im Kloster zu übernachten runden den ersten Tag ab.

Der Zweite Tag begrüßt uns mit Sonnenschein. Oberhalb der Naab geht es in Richtung Kallmünz. Dort biegen wir, natürlich auf Trails weit oberhalb der Flussläufe, in Richtung Schmidmühlen ab. Etappenziel des zweiten Tages ist Kastl. Hier gestaltet sich leider die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit ein bisschen schwieriger als erwartet. Der Favorit hat doch tatsächlich mitten im August Betriebsurlaub! Weitere Optionen sind leider alle schon belegt, da, wie sich vor Ort herausstellt, an diesem Wochenende in Kastl ein „Biker-Treffen“ stattfindet. Wir sprechen jedoch nicht von muskelbetriebenen Bikes, wie den unseren, sondern von lärmenden Motorrädern. Nach weiteren Bemühungen findet sich jedoch eine nette Ferienwohnung und der Abend klingt entspannt beim Italiener am Dorfplatz aus.

Am dritten Tag geht es in Richtung Altmühl. Wir erreichen nach etwa der Hälfte der Gesamtstrecke in Habsberg den höchsten Punkt der Rundfahrt mit 680 Metern über Meereshöhe. Die Mittagspause verbringen wir im Schatten des Gartens der Freiwilligen Feuerwehr Deining. Von hier aus geht es tendenziell eigentlich nur noch bergab - eigentlich. Denn das Sägezahnprofil macht uns hier einen Strich durch die Rechnung. Die mit 71 km längste, aber mit den geringsten Höhenmetern, Etappe der Tour, endet in Dietfurt an der Altmühl. Eine Unterkunft fanden wir im Gasthof Zur Post. Wir genossen ein weiteres Mal ein leckeres Abendessen und fielen erschöpft von drei fordernden Tagen in unser Bett.

Auf der vierten und damit letzten Etappe erfreuen wir uns besonders an wunderschönen Ausblicken auf die Altmühl, Donau und das Kloster Weltenburg. Garniert werden diese mit einem Mountainbike-Traum, dem Keltenwall, aber wohl auch den steilsten Rampen bergauf sowie bergab. Unsere Tour endet unten am Donauradweg. Glücklich, das Auto in Kelheim noch anzutreffen sowie von den Tagen gezeichnet, machen wir uns auf den erfreulich kurzen Heimweg.

Zusammenfassend können wir zu unserer Tour sagen: 228 Kilometer und insgesamt 4.070 Höhenmeter, davon unzählige über Trails mit Stufen, Kehren und Wurzeln. Zwei grinsende glückliche Mountainbiker und zum Glück keinerlei Verletzungen, auch von Pannen blieben wir weitestgehend verschont. Bis auf das verschlissene Tretlager von Korbinian, dass aber den letzten Tag auch noch gut durchgehalten hat. Ach ja… Getroffen haben wir auf unserer Rundfahrt ganze 6 Mountainbiker und 4 Wanderer, dafür hatten wir aber jede Menge ungestörten Fahrspaß.